Die unterirdische Schönheit von Matera

20 August, 2019

Haben Sie schon einmal von Matera gehört? Diese einzigartige Stadt im Süden Italiens ist das perfekte Ziel für einen faszinierenden Städtetrip. Matera ist eine der beiden Europäischen Kulturhauptstädte 2019 – und das zu Recht, denn ein Besuch in Matera ist eine unglaubliche Erfahrung. Gründe gibt es genügend: Lernen Sie die Stadt kennen, in der so mancher Bewohner in einem 9.000 Jahre alten Haus lebt.

Prähistorische „Sassi“

Die Besonderheit Materas liegt darin, dass die Stadt zum Teil aus Wohnhöhlen, den sogenannten „Sassi“, besteht. Bereits in der Urzeit schlugen die Bewohner der Region ihre Häuser in die Felsen. Die Wohnhöhlen befinden sich an den Steilwänden der Schlucht „Gravina di Matera“. Die alten Sassi waren Tausende von Jahren lang bewohnt – häufig aus dem einfachen Grund, dass sich die Bewohner keine anderen Häuser leisten konnten. Das macht Matera zu einer der ältesten, durchgängig bewohnten Städte. Die einfachsten Höhlen waren häufig nicht viel mehr als eine Grube im Boden, bei anderen Wohnhöhlen wurden die ausgehauenen Steine dazu verwendet, eine prächtige Fassade zu bauen. Auf diese Weise entstanden im Fels auch ganze Kirchen, Klöster und Adelswohnsitze. Die Idee war gar nicht schlecht, denn in den Wohnhöhlen blieb es immer angenehm kühl. Den Vorteil daran werden Sie selbst schnell erkennen, wenn Sie an einem Sommertag durch die steilen Gassen der Stadt laufen.

San Pietro Caveoso Matera

In den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts hatten sich die Sassi größtenteils in Elendsviertel verwandelt. Die hygienischen Verhältnisse waren schlecht, Armut und Krankheit bestimmten die Lebensbedingungen. Die Menschen lebten in kleinen Räumen, die sie sich manchmal sogar noch mit ihrem Vieh teilten. Viele der Höhlen waren nach den Maßstäben des 20. Jahrhunderts eigentlich unbewohnbar geworden. 1952 schritt dann die italienische Regierung ein. Die Bewohner der Sassi wurden umgesiedelt und die Wohnhöhlen begannen zu verfallen. Bei einer beeindruckenden Tour können Sie selbst sehen, wie die ärmsten Bewohner hier früher lebten.

Die Wiederentdeckung der Sassi

Haben Sie schon einmal in einer Wohnhöhle übernachtet? In Matera haben Sie diese Möglichkeit, denn viele der alten Höhlenwohnungen wurden zu Hotels umgebaut. Die Kehrtwende vom Elendsviertel hin zu einer Touristenattraktion begann gegen Ende der neunziger Jahre. 1993 wurden die Sassi von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, danach wuchs zunehmend das Interesse an den alten Wohnhöhlen und Bauwerken. Neue Bewohner durften die Höhlen unter der Bedingung beziehen, dass sie sie renovierten. Viele der Höhlenwohnungen wurden in Stand gesetzt und bekamen eine neue Funktion als Galerie, Bistro, Hotel oder Bar. Heute sind die Bewohner der Sassi alles andere als arm. Die Viertel mit den Wohnhöhlen wurden von „Italiens Schande“ zu einer besonderen Sehenswürdigkeit. Daher ist es kaum verwunderlich, dass viele der Höhlen heute touristisch genutzt werden – vom Souvenirladen über Hostels bis hin zu 5-Sterne-Hotels ist alles zu finden.

Sassi Matera

Schlendern Sie durch enge Gassen und Höhlenkirchen

Wenn Sie in den Sassi auf Entdeckungstour gehen möchten, machen Sie dies am besten zu Fuß. Nur so erleben Sie das Wirrwarr der schmalen Straßen, Gassen und Höhlenwohnungen hautnah. Das Dach einer Wohnhöhle dient häufig wiederum als Boden für die darüber liegende Höhle – Sie sollten bequeme Schuhe tragen, die sowohl für ausgedehnte Spaziergänge als auch für die Höhenunterschiede geeignet sind. Ihre Absatzschuhe heben Sie sich also besser nur für den kurzen Weg in ein Restaurant oder ein Café auf. Berücksichtigen Sie, dass die steilen Wege und Straßen bei Regen glatt sein können. In der prallen Sonne kann es außerdem sehr warm werden, sodass die Höhenunterschiede besonders anstrengend werden.

Es gibt zwei Viertel mit Sassi: Sassi Caveoso und Sassi Barisano – in beiden Vierteln gibt es mehr als genug zu sehen. Spazieren Sie einfach auf eigene Faust herum und lassen Sie sich überraschen oder machen Sie bei einer Führung mit Tourguide mit. Wir möchten Ihnen an dieser Stelle schon einmal ein paar Tipps geben, sodass Sie die Schönheit und die Geschichte Materas hautnah erleben können.

Casa Noha: Dieses Museum war früher einmal das Haus der adeligen Familie Noha. Sie können hier einige Räume im Originalzustand bewundern. Außerdem gibt es eine Multimedia-Ausstellung zur Geschichte der Sassi.
• Genießen Sie die Aussicht: Da die Stadt zum Teil an den Wänden einer Schlucht erbaut wurde, gibt es große Höhenunterschiede, die eine großartige Aussicht garantieren. Besuchen Sie zum Beispiel die Kirche San Pietro Caveoso, von deren Vorplatz Sie über die Schlucht blicken. Von einem anderen Aussichtspunkt, dem Belvedere Piazetta Pascoli, sehen Sie die beiden Sassi-Viertel. Kurz vor der Stadt können Sie vom Belvedere di Murgia Timone die herrliche Aussicht über ganz Matera genießen. Jedoch ist die gesamte Stadt sehr fotogen – Ihre Kamera können Sie also gleich in der Hand behalten.
• Felsenkirchen: Zu einem Besuch in Matera gehört auf jeden Fall die Besichtigung der beeindruckenden Felsenkirchen, zum Beispiel die Griechisch-Orthodoxe Kirche Madonna dell’Idrise und die Krypta von San Giovanni, in denen Sie alte Fresken bewundern können. Andere Felsenkirchen sind die Santa Lucia alle Malve und San Pietro Barisano.

Sassi Matera

Weitere Sehenswürdigkeiten in Matera

• Die Kathedrale auf der Piazza del Duomo: Diese Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert (zur Abwechslung einmal vollständig überirdisch errichtet) wurde im romanischen Stil erbaut. Lassen Sie sich den barocken Innenraum der Kathedrale bloß nicht entgehen.
• Das unterirdische Wasserreservoir von Palombaro Lungo: Dieses große, märchenhafte Bauwerk befindet sich unter einem Platz. Ein Besuch ist im Rahmen einer Führung möglich. Tipp: Es gibt nur eine begrenzte Anzahl englischsprachiger Führungen pro Tag, also buchen Sie möglichst frühzeitig, um sich einen Platz zu sichern.
• Das Museo della Scultura Contemporanea Matera (Musma): Eine Ausstellung moderner Skulpturen in einer jahrhundertealten Wohnhöhle – eine einzigartige Kombination.

Campingplätze in der Nähe von Matera

Matera liegt in der Region Basilikata in der Nähe der Region Puglia. Ein Besuch in Matera bietet die Möglichkeit, um diese Regionen in Süditalien zu erkunden.

  • Autor: Marieke
  • Ich bin mit Camping aufgewachsen. Jedes Jahr wurde das Zelt an den schönsten Orten in den Niederlanden und Belgien aufgestellt. Besonders mag ich sowohl aktive als auch entspannende Campingurlaube in der Natur. Am besten auf einem Campingplatz am See oder Fluss mit Blick auf die Berge. Ein Städteausflug gehört auch immer zu meinem Urlaub.

Reagieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert