Pflanzaktionen für den Klimaschutz: Ein Gespräch mit WOHNmobil für Klimaschutz e.V.

11 August, 2022

Camper aus ganz Deutschland treffen sich zu gemeinsamen Pflanzaktionen für den Klimaschutz. Seit Bestehen des Vereins WOHNmobil für Klimaschutz e.V. im Jahr 2019 konnten so bereits 3 472 Bäume auf abgestorbenen Waldflächen gepflanzt werden. In diesem Jahr stehen noch weitere 1 400 Bäume  in Bayern und Thüringen auf dem Plan. Wie eine typische Pflanzaktion aussieht und wie Sie bei Interesse mitmachen können, erfahren Sie im Gespräch mit dem Vorsitzenden Albert Märkl.

Lieber Herr Märkl, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen!

Zu Anfang müssen wir einmal fragen: Ist die Gruppe wirklich nur für Wohnmobilisten?

Nein, der Verein ist offen für alle Camper, egal mit welchem Fahrzeug der oder die Einzelne unterwegs ist. Unter uns sind auch Caravan-Fahrer und sogar ein Motorradfahrer, der mit Zelt unterwegs ist. Die große Mehrzahl der Mitglieder sind allerdings tatsächlich Wohnmobilisten.

Wie ist die Idee für den Verein entstanden?

Ich wohne im hessischen Taunus. Dort sind die Folgen des Klimawandels deutlich sichtbar. Große Waldflächen sind der Trockenheit, dem Borkenkäfer und den Stürmen zum Opfer gefallen. Die abgestorbenen Bäume bieten einen sehr trauriger Anblick. Ich dachte mir, dass gerade wir als Camper mit guten Beispiel vorangehen und einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten sollten. Camper sind in der Regel umweltbewusste Menschen, die sich gerne und viel in der Natur aufhalten und sich daher gerne für eine gesunde und intakte Natur engagieren. Und wir dürfen nicht übersehen, dass auch wir mit unseren Fahrzeugen CO2 ausstoßen und zum Klimawandel beitragen.

Albert Märkl von WOHNmobil für Klimaschutz

Albert Märkl (3. von links) mit Vereinsmitgliedern bei einer Pflanzaktion

Den Termin der Gründungsversammlung hatte die Zeitschrift Reisemobil International dankenswerterweise in einem Bericht über die Vereinsidee bekanntgegeben. Daraufhin meldeten sich Camper aus Hessen, Nordrhein-Westfalen und Bayern bei mir und bekundeten ihr Interesse. Am 23.11.2019 trafen wir uns auf einem Wohnmobilstellplatz in Wiesbaden und haben den Verein gegründet.

Auf welchen Flächen pflanzen Sie die Bäume und welche Baumsorten werden gepflanzt?

Wir pflanzen die jungen Bäume auf abgestorbenen Waldflächen in ganz Deutschland. Dabei arbeiten wir mit den örtlichen Förstern zusammen, da sie am besten wissen, wo welche Bäume gepflanzt werden sollen. Außerdem übernehmen die Förster dann die Nachpflege der Jungbäume. Wir pflanzen in der Regel Laubbäume, wie z.B. Eiche, Buche, Ahorn, Ulme, Kastanie und vereinzelt Nadelbäume, wie z.B. Tanne, Lärche und Douglasie. Das Ziel unser Aktionen ist immer ein gesunder Mischwald, der mit den Bedingungen des Klimawandels besser zurechtkommt.

Der Wald erfüllt eine Vielzahl von wichtigen Funktionen. Er ist Lebensraum für Tiere und Pflanzen, er speichert Wasser, er kühlt die Temperatur herunter, er produziert Sauerstoff und er entzieht der Atmosphäre das klimaschädliche CO2. Ein einzelner Baum speichert im Durchschnitt aller Baumarten und Lebensphasen pro Jahr 10 kg CO2.

WOHNmobil für klimaschutz pflanzt junge Bäume

Anpflanzung von jungen Bäumen auf abgestorbenen Waldflächen

Wie leistet der Verein einen Beitrag zum Klimaschutz?

Bisher haben wir 9 Pflanzaktionen in 8 Bundesländern durchgeführt und dabei 3 472 Bäume gespendet und selbst gepflanzt. Unsere Bäume speichern jedes Jahr im Durchschnitt rund 34 Tonnen klimaschädliches CO2. In diesem Jahr werden wir noch weitere 1 400 Bäume in Bayern und Thüringen sowie eine Streuobstwiese in Bayern pflanzen.

Außerdem machen wir eine Moorführung und spenden für die Renaturierung eines Moores im südhessischen Odenwald einen größeren Geldbetrag. Moore sind nicht nur ein wichtiger Lebensraum, sondern auch ein sehr effektiver CO2-Speicher.

Gruppe mit Urkunde von WOHNmobil für Klimaschutz

Seit Bestehen des Vereins konnten bereits 3 472 Bäume gepflanzt werden.

Wie oft und wo sind Pflanzaktionen geplant und wie können Camper mitmachen?

In der Regel planen wir bis zu 6 Aktionen im Jahr. Bei der Auswahl der Aktionsgebiete orientieren wir uns zum einen daran, wo der Wald am stärksten geschädigt ist oder wo wir einen anderen wertvollen Beitrag für den Umwelt- und Naturschutz leisten können. Zum anderen betrachten wir die räumliche Verteilung der Mitglieder, damit möglichst viele die Möglichkeit einer Teilnahme haben.

Kann man es ausprobieren, bevor man Mitglied wird?

Jedes Mitglied kann bei allen Aktionen mitmachen. Man kann zu unseren Treffen auch kommen, ohne dass man mitpflanzt. Auch Nicht-Mitglieder können sich gerne anmelden, wenn man sich bezüglich einer Mitgliedschaft noch unsicher ist. Einfach bei mir melden. Alle Aktionen und Termine werden rechtzeitig auf unserer Homepage bekannt gegeben.

Was beinhaltet eine Mitgliedschaft?

Ein Mitgliedschaft eröffnet die Möglichkeit, bei Vereinstreffen nicht nur neue Bekanntschaften zu machen, sondern zugleich Nützliches für die Umwelt und Natur zu tun und Neues darüber zu erfahren. Eine Mitgliedschaft stärkt auch das gute Gefühl, den eigenen CO2-Fußabdruck zu verkleinern. Außerdem erhalten Mitglieder Zugang zu einem über ganz Deutschland verteilten Mitgliedernetzwerk und einen Aufkleber für das Fahrzeug, so dass jeder sehen kann, dass man dazu gehört.

Im Gegenzug zahlt jedes Mitglied einen jährlichen Mitgliedsbeitrag, der sich an den mit dem Campingfahrzeug gefahrenen Kilometern orientiert und maximal 100 Euro beträgt. Der Beitrag ist aufgrund unserer anerkannten Gemeinnützigkeit sogar steuerlich absetzbar.

Gemütliches Beisammensein

Neben den Pflanzaktionen gibt es auch gemütliche Runden und Treffen

Wie sieht ein typischer Aktionstag aus?

Wir reisen zumeist am Tag vor der Aktion mit unseren Wohnmobilen und Campingfahrzeugen an und schlagen unser Basislager auf einem Wohnmobilstellplatz oder Campingplatz auf. Am nächsten Tag verlagern wir zum Pflanzgebiet – entweder mit unseren Fahrzeugen oder mit einem bereitgestellten Bus. Zur Ausrüstung gehören Spaten, Handschuhe, festes Schuhwerk und gute Laune.

Bevor das Pflanzen losgeht, erklärt uns der Förster in der Regel die Besonderheiten und Probleme des örtlichen Waldes und welche Art von Aufforstung geplant ist. Nachdem wir dann eingewiesen wurden, wie man richtig pflanzt, geht es los in Zweierteams. In der Regel dauern die Pflanzaktionen 4 bis 5 Stunden, natürlich mit Pause und Brotzeit.

Nach der Pflanzaktion treffen wir uns abends immer zu einem gemütlichen Beisammensein und lassen den Tag bei netten Gesprächen und einem guten Essen ausklingen.

Am nächsten Tag haben wir zumeist noch einen weiteren Programmpunkt vorgesehen, eine gemeinsame Besichtigung, Wanderung oder ähnliches. Dann geht es wieder nach Hause. Viele verbringen aber gerne noch einige Tage mehr in der Region und machen noch etwas Urlaub

Gemütliche Runde

Die Pflanzaktion in einer gemütlichen Runde ausklingen lassen.

Wie sind Sie Camper geworden?

Vor rund 20 Jahren haben meine Frau, unser Sohn und ich begonnen, jedes Jahr in den Sommerferien mit einem gemieteten Wohnmobil 3 Wochen Urlaub zu machen. Wir hatten immer sehr schöne Reisen sowohl in den Süden als auch in den Norden Europas.

In welche Länder und auf welche Campingplätze fahren Sie gerne?

Vor 6 Jahren haben wir uns dann ein eigenes Wohnmobil gekauft und haben es bis heute noch keine Sekunde bereut. Wir sind sehr gerne in Deutschland unterwegs und entdecken immer wieder neue und schöne Regionen. Dabei nutzen wir überwiegend Wohnmobilstellplätze. Wenn wir im europäischen Ausland unterwegs sind, fahren wir häufiger auf Campingplätze.

Wichtig für uns ist weniger eine luxuriöse Ausstattung, sondern eine ruhige, naturnahe Lage, eine gute Anbindung an das Wander- und Radwegenetz und ein netter kleiner Ort in der Nähe. Dabei nutze ich sehr gerne meine Camping Card ACSI.

Albert Märkl WOHNmobil für Klimaschutz

Albert Märkl ist leidenschaftlicher Camper und Vorsitzender von WOHNmobil für Klimaschutz e.V.

Wie sehen Sie den Wohnmobil-Urlaub in den nächsten Jahren?

Urlaub mit dem Wohnmobil wird in den kommenden Jahren weiterhin sehr beliebt sein, auch wenn die Zahl der Neuzulassung eher stagnieren oder leicht zurückgehen dürfte. Eine Sache ist aus meiner Sicht für die Zukunft besonders wichtig. Die mittlerweile hohe Anzahl von Wohnmobilen kann gerade in touristischen Hochburgen dazu führen, dass die Akzeptanz gegenüber Campern abnimmt. Wir sollten deshalb als Camper umweltbewusst denken und auftreten.

Darüber hinaus sollten Stellplätze und Campingplätze möglichst ökologisch gestaltet sein und unsere natürlichen Ressourcen bestmöglich schonen. Ich denke, dass dies gerade bei der Genehmigung neuer, dringend benötigter Stellplätze und Campingplätze immer wichtiger werden wird.

Pflanzaktion-Einsatz

Einsatz einer Pflanzaktion von Campern aus ganz Deutschland

Daher ist der Verein WOHNmobil für Klimaschutz e.V. auch auf diesem Gebiet aktiv. Wir informieren über umweltbewusstes Camping, zeichnen ökologische Wohnmobilstellplätze mit einem ÖKO-Zertifikat aus und präsentieren diese Stellplätze auf unserer Homepage. Zudem prämieren wir jedes Jahr den „Ökologischen Wohnmobilstellplatz des Jahres“. Alle Informationen dazu finden Wohnmobilisten und Stellplatzbetreiber auf unserer Homepage.

Eco-Campingplätze in Deutschland

Herzlichen Dank für das Gespräch!

  • Autor: Alena Gebel
  • Am Campen fasziniert mich vor allem die Freiheit, nicht alles planen zu müssen. Campingplätze kann man immer bequem und spontan von unterwegs suchen und finden. Dabei zieht es mich vor allem in wärmere Länder in Südeuropa wie Spanien, Frankreich oder Portugal.

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